l’amour et la mort

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two stoneware vases, copper oxide, glaze
h 32 cm
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Die Zeilen auf der Löwinnenvase „L’Amour“ sind dem Liebesgedicht „Nächte“ von Gertrud Kolmar (1894-1943) entnommen.


O breiter Flügel, zuckender Schulter entstiegen!
O bleicher Schwanenflügel, der mich beschattet!
O Nacken, flaumige Brust, o Leib, den ein Wiegen
Verschilfter Bucht umschläfert, zärtlich ermattet!


Das Gedicht „Der Tod ist groß“ auf der Löwenvase „La Mort“ ist von Rainer Maria Rilke (1875-1926)


Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.

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Seit der Frühzeit …

Seit der Frühzeit haben die Menschen ihr Leben, Lieben und Sterben auf Keramik festgehalten. So entstand eine Art Menschheitsarchiv.
In meinen Arbeiten zitiere ich oft antike griechische Gefäßformen, berühmte und unbekannte Verse europäischer Dichterinnen und Dichter, ich modelliere Tiere oder Menschen wie die, die einst romanische Kapitelle verzierten oder Säulen auf Rücken trugen.
Voll Ehrfurcht vor den überlieferten Formen und mit künstlerischem und handwerklichem Willen versuche ich, einen zwar leichtfüßigen und zeitgemäßen, aber dennoch gebrochenen Ausdruck für die Themen Liebe und Tod zu finden.
Der Blick auf unsere Vergangenheit und die Gegenwart kann nicht ungebrochen sein. So wurde die große Dichterin Gertrud Kolmar 1943 in Auschwitz ermordet. Und gerade jetzt sterben Millionen Menschen weltweit an einer Pandemie.
Brüchigkeit versuche ich, mit diversen Techniken darzustellen.
Auf den teils gedrehten, teils gebauten Vasenkörpern setze ich Nadelritzungen, die die Wandung zu durchschneiden scheinen und präge und überarbeite diese Prägungen wieder und wieder.Ich appliziere aus dünnen Platten geformte Henkel, die nicht zum Tragen geeignet scheinen und so wie die eingerissenen Vasenränder vergänglich oder zerbrechlich anmuten. Die eingeritzten Gedichttexte sind manchmal klar lesbar, dann wieder wie im „Mauerwerk“ der Vase versunken.
Nach dem Schrühbrand färbe ich die Ritzungen und Prägungen mit Metalloxiden, glasiere mit einer weißen Zinnglasur und brenne bei 1220 Grad im Elektroofen.

Since early times …

Since early times, people have recorded their lives, loves and deaths on ceramics. In this way, a kind of archive of humanity was created.
In my work I often quote ancient Greek vessel forms, famous and unknown verses of European poets, I model animals or people like those who once decorated Romanesque capitals or carried columns on their backs.
Full of reverence for the forms that have been handed down and with artistic and craftsmanship will, I try to find a light-footed and contemporary, but still broken expression for the themes of love and death.
The view of our past and present cannot be unbroken. For example, the great poet Gertrud Kolmar was murdered in Auschwitz in 1943. And right now, millions of people are dying worldwide from a pandemic.
I try to depict fragility with various techniques.
On the partly turned, partly built vase bodies, I place needle incisions that seem to cut through the wall, and I emboss and rework these embossments over and over again. I apply handles formed from thin plates that do not seem suitable for carrying and, like the torn vase rims, seem ephemeral or fragile. The incised poetry texts are sometimes clearly legible, then again as if sunk into the „brickwork“ of the vase.
After bisque firing, I colour the incisions and embossments with metal oxides, glaze with a white tin glaze and fire at 1220 degrees in an electric kiln.

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